Freie Texte
Vom WORT zum BILD zum WORT
Schon immer habe ich mich neben der bildnerischen Gestaltung auch mit der Gestaltung von Worten beschäftigt. Neben poetischen bzw. belletristischen Texten habe ich mich vorrangig der Drehbuchentwicklung gewidmet. Die Erarbeitung von Theaterstücken kam in den letzten Jahren dazu. Mein erstes Theaterstück wird von einem Theaterverlag betreut und wurde bereits aufgeführt. Darüber hinaus entwickle ich immer wieder Film- bzw. kunst-theoretische Texte, die oft im Zusammenhang mit meinen Dozententätigkeiten stehen.
Nach einer Pause von über 30 Jahren habe ich mich wieder mit der kurzen Form, der Dichtung befasst. Dabei experimentiere ich in verschiedenste Richtungen. Meine Arbeitsweise bzw. die künstlerische Haltung bei der Lyrik unterscheidet sich dabei nur wenig von der Herangehensweise an die bildnerische Gestaltung, beispielsweise der Zeichnung oder der Malerei. So sind in letzter Zeit viele Miniaturen bzw. Gedichte entstanden.
Nachfolgend eine kleine Auswahl, die hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Mein Spiegel und ich
An einem Montagmorgen sagte mein Spiegel zu mir:
„Du bist spiegelverkehrt“
Doch ich war mir sicher, es ist eher umgekehrt.
Damit war schon am Montagmorgen klar:
Wie so oft, zwei Sichtweisen sind hier wahr.
Kai Bagsik, 2023
Zum Gedenken an den unbekannten Revolutionär.
Er wollte nach höheren streben,
die Welt aus den Angeln heben,
die bestehenden Verhältnisse auf den Kopf stellen,
neue Konzepte entwerfen – im Allgemeinen und auch im strukturellen.
Er wollte einfach alles besser machen,
auf keinen Fall halbe Sachen.
Die große Revolution,
das war seine Vision!
Aber WIE sollte ER es machen?
Diese ganzen revolutionären Sachen.
Es viel ihm nichts ein,
also ließ er es sein,
blieb daheim
und trank ein Glas Wein.
Kai Bagsik, 2023
Die Nase des Anderen
Ein Elefant sagte zu einer Spitzmaus:
„Du hast aber eine lange Nase im Gesicht“
Darauf verwundert gar verwirrt die Spitzmaus spricht:
„Du hast wohl keinen Spiegel bei dir zuhaus´“
Seit dem antwortet manch einer gern gelassen:
„Du sollst dir erstmal an die eigene Nase fassen“
Kai Bagsik, 2023
Ich hab` dich lieb
Ich hab` dich lieb,
wie der Spagetti sein Sieb.
Ich hab` dich lieb,
wie der Idealist das Grundprinzip.
Ich hab` dich lieb,
wie der Sportler den Sieg.
Ich hab` dich lieb,
wie der Fan den Spielbetrieb.
Ich hab` dich lieb,
wie die Protestler den Atomausstieg.
Ich hab` dich lieb,
wie der Sales Manager den Vertrieb.
Ich hab` dich lieb,
wie das Driften den Reifenabrieb.
Ich hab` dich lieb,
wie der Masochist den Hieb.
Ich hab` dich lieb,
wie der Cineast den Kinobetrieb.
Ich hab` dich lieb,
wie Einstein das Relativitätsprinzip.
Ich hab` dich lieb,
und sage hier zum Abschluss piep piep piep
Kai Bagsik, 2023