Die Fabrik der Träume oder Eine kurze Filmgeschichte

In diesem Script wird kurz die Geschichte des Films und des Kinos vorgestellt, um einige wichtige kulturelle und politische, sowie filmkünstlerische und filmtechnische Entwicklungen zu verdeutlichen. Da bei der Vielschichtigkeit des Themas viele Aspekte nur angeschnitten werden, soll dieses Skript als Inspiration und Anlass zu tiefen gehenden Beschäftigungen mit der Filmgeschichte angesehen werden.

Der Blick auf ein weltumspannendes Phänomen wie diesem ist natürlicherweise der Blick aus einer kulturpolitischen und zeitlichen Bindung heraus. Zusammenhänge und Wertungen werden von anderen Standpunkten anders definiert. Der Autor ist sich also seiner zeitlichen (Anfang des 21 Jahrhunderts) und örtlichen (Berlin) Sichtweise bewusst.

Unterschiedliche Personen werden als Väter des Films genannt:

Der Ursprung des Kinos befindet sich in Europa. 1895, etwa 60 Jahre nach der Entwicklung der Fotografie, gibt es parallel verschiedene Erfindungen, die es möglich machen, „bewegte Bilder“ auf eine Fläche zu projizieren.

Neben den Brüdern Lumière in Paris, deren Projektionsverfahren sich später durchsetzt, veranstalten die Brüder Skladanowsky im Berliner „Wintergarten“ fast einen Monat zuvor die erste öffentliche Kinovorführung.

In den USA zeigt wenig später Thomas Alva Edison seine technische Variante der Kinematographie. In anderen europäischen Ländern sind kurze Zeit später ähnliche Projektionsverfahren zu bestaunen.
Noch Ende des 19. Jahrhunderts entsteht ein neuer Industriezweig. Die Vorführungen sind zunächst Jahrmarktattraktionen, das Medium an sich ist bestaunter Gegenstand, noch nicht erzählter Plot.
Bewegte Bilder verstörten und erschreckten das Publikum. Abgefilmte Theater-Stückchen und „Varieté-Tricks“ haben zuerst nur Bühnenbilder, die als bloßer Hintergrund fungieren. Der Zuschauer kann noch nicht filmisch abstrahieren, die Handlungsabläufe müssen linear bleiben, die Kamera bleibt durchgehend in der „Totalen“, der Schnitt wird noch nicht dramaturgisch genutzt.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen zum ersten Mal Filme mit einer inhaltlichen Dramaturgie. Auf den ersten Kinokrimi „Geschichte des Verbrechens“ (1901, Regie: Ferdinand Zecca) folgen der erste Sciencefiction-Film „Die  Reise zum Mond“ (1902, Regie: Georges Méliès) und erste Western „Der große Eisenbahnraub“ (1903, Regie: Edwin S. Porter).

Die Handlungsabläufe sind nun weniger rudimentär und lösen sich langsam von der Theaterinszenierung. Erste Leinwandserienhelden werden geboren wie „Nick Carter“ der Meisterdetektiv, Westernheld „Broncho Billy“ und die dandyhafte Komikerfigur eines Max Linder.

Die Filmstars und Filmdiven werden in kürzester Zeit weltberühmt:

Die Dänin Asta Nielsen ab 1910, die Italienerin Lydia Borelli ab 1914, die Amerikanerinnen Mary Pickford und Lillien Gish ab 1914, die Polin Pola Negri ab 1918, die Amerikanerin Gloria Swanson ab 1919, die Deutsche Henny Porten ab 1920 und ab 1924 Greta Garbo aus Schweden.
Aber die Präsenz und Macht dieser „Götter“ des noch jungen Mediums Kino, wird am deutlichsten am Beispiel Rudolph Valentinos, des wohl größten Filmhelden dieser Zeit neben Douglas Fairbanks. Als Valentino 1926 im Alter von nur 31 Jahren stirbt, nehmen sich angeblich zahllose Verehrerinnen aus Verzweiflung das Leben.

Neben Hollywood als Zentrum der Filmindustrie haben europäische Studiostandorte wie die UFA in Babelsberg bei Berlin, in Frankreich, in Italien, Skandinavien (Dänemark und Schweden) und in Russland weltweiten Einfluss und Erfolg, denn noch begrenzen nicht die unterschiedlichen Sprachen den Filmmarkt.
Historische Monumentalwerke, Melodramen, Leidenschaftsfilme und so genannte „Ausstattungsfilme“ beeindrucken das Publikum, aber auch die Produzenten, da diese Werke durch aufwendige Bauten riesige Budgets verschlingen.
Slapstick-Komödien von Mack Sennett und wenig später von Charlie Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd begeistern das Publikum.
Ambitionierte Regisseure entwickeln ihren eigenen Stil, der von anderen künstlerischen Disziplinen beeinflusst wird – und diese auch umgekehrt beeinflusst.

David Wark Griffith (1875-1948) entwickelt durch ausgefeilte Montagetechniken und eine dem Inhalt angepasste, rhythmische Form eine dem Medium entsprechende, filmische Sprache. Sein aufwendiges dreistündiges Bürgerkriegs-Epos „Geburt einer Nation“ (1915) wird vielfach wegen seiner rassistischen Züge kritisiert, ist aber ein großer finanzieller Erfolg.

Auf die Vorwürfe reagiert er mit seinem nächsten Film, „Intoleranz“ (1916), der von einer pazifistischen Grundhaltung geprägt ist. Er ist ein großer finanzieller Misserfolg, weil sein Starttermin in den für die USA beginnenden Ersten Weltkrieg fällt. In seinen über 500 Filmen (1908-1931) macht Griffith die entscheidenden Schritte von der statischen Szene des Theaters zur neuen „Kunstform der Filmszene“. Er wechselt Kameraperspektiven innerhalb einer Szene und setzt Licht zur Schaffung von Atmosphäre.

Griffith gilt als Vorbild des russischen Revolutionsfilmers Sergei M. Eisenstein, der die kontrastierende Montage-Technik zur Perfektion führt. Eisensteins Meisterwerk „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) wird nicht nur in der UdSSR, sondern auch im westlichen Ausland ein großer Erfolg. Obwohl es von der Zensur stark gekürzt und in Deutschland zeitweise ganz verboten ist.
Seine Filme und theoretischen Arbeiten der 20er bis 40er Jahre und die Werke seiner russischen Kollegen wie Pudowkin und Vertov beeinflussen die Erzählweise des Kinos nachhaltig. Der rhythmische Schnitt und der Wechsel von der „Nahe“- zur „Totale“-Einstellung wird natürliches Werkzeug der Filmemacher.

Es entstehen unterschiedliche Filme unterschiedlichster Filmstile:

In Deutschland der Horrorfilm „Nosferatu“ (R: Friedrich Wilhelm Murnau, 1922).
Der Mantel- und Degenfilm entwickelt sich in Europa und Amerika.
Der Impressionismus im Film findet wie in der Malerei in Frankreich seine stärksten Protagonisten.
In den USA entstehen Animationsfilme, wie der Puppenfilm und der Zeichentrickfilm von Walt Disney.
Die schwedische Schule ist prägend für viele Filmemacher, z.B. mit den symbolischen Naturbildern von Mauritz Stiller.
In Hollywood entwickelt der Regisseur Cecil B. De Mille den Monumentalfilm weiter.
Auf der anderen Seite entstehen experimentelle Montagefilme, wie von Walter Ruttmann „Berlin – Die Sinfonie einer Großstadt“ (1927).

Aufwendige Glamourfilme und Grotesken von Ernst Lubitsch, erst in Deutschland (Babelsberg), dann in den USA (Hollywood), die später durch die Möglichkeit des sprachlichen Witzes im Tonfilm eine weitere Ebene gewinnen können, sind der Höhepunkt timinggenauer „Anarchokomödien“.

Ein durchaus anderer Ansatz in der Gestaltungssprache des Films ist die Neue Sachlichkeit von Wilhelm Georg Pabst. Sein Film „Die freudlose Gasse“ (1925) wird von der Zensurbehörde verboten oder nur gekürzt freigegeben. Greta Garbo, die hier ihren Durchbruch feiert, wird wegen ihrer verkrampften Darstellung kritisiert. Im Gegensatz dazu stehen die Filme, wie z. B. „Entr´acte“ (1924) der Gruppe „Cinema pur“, die sich über die Gesetze der Logik und Dramaturgie hinwegsetzen und auf eine herkömmliche Handlung verzichten; der kommerzielle Film wird abgelehnt.

Der Regisseur René Clair arbeitet dabei mit Avantgarde-Künstlern seiner Zeit zusammen: dem Komponisten Erik Satie, der die Filmmusik schreibt, den bildenden Künstlern Marcel Duchamp und Francis Picabia, die das Drehbuch entwickeln, weiter erarbeiten der Fotograf Man Ray und der Maler Fernand Leger und später Hans Richter dadaistische  Filmprojekte.

Später entwickelt sich daraus der surrealistische Film, wie „Der andalusische Hund“ (1928) von Luis Bunuel unter Mitwirkung von Salvador Dali. Hier wird die lineare Dramaturgie aufgelöst, die Filmszenen können nur assoziativ gelesen werden. Kritiker versuchen, mit Hilfe der Psychoanalyse die Filmbilder zu deuten.

Das Entsetzen des Publikums und der Kritiker bestätigt Buñuel in seinen Ansichten über das Eingebundensein des Menschen in der fest gefügten Gesellschaft. Die Begeisterung, die der Film bei der Kunstkritik hervorruft, quittiert Buñuel mit den Worten:

„Der dumme Haufen findet schön und poetisch, was (…) eine verzweifelte und leidenschaftliche Aufforderung zum Mord ist.“

Es folgt Buñuels „L`âge d´or“ (1930). Selten war in der Filmgeschichte eine solch konsequente Umsetzung einer Kunsttheorie (André Breton „Erstes Manifest des Surrealismus“ von 1924) zu sehen.

Unter den Filmstilen muss der expressionistische Film vor allem in Deutschland herausgehoben werden, das Kino wird als eine disziplinübergreifende Kunstform akzeptiert. Der Expressionismus bestimmt die Architektur, die bildende Kunst, die Literatur, die Musik und den Film. Die Filmbilder sind grafisch gestaltet, Kulissen offensichtlich gemalt und die Filmarchitektur nutzt die Sprache des Expressionismus mit spitzen Winkeln, sowie verzerrter Perspektive.

Das Szenenbild tritt hier offensichtlich mit in den Vordergrund.
Die expressionistischen Künstler Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig sind für das Szenenbild „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1920, Regie: Robert Wiene) zuständig. Ebenfalls 1920 folgt „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (Regie: Paul Wegener) mit Bauten des Architekten Hans Poelzig.

Unter den vielen expressionistisch beeinflussten Filmen des Regisseurs Fritz Lang sind die bekanntesten Beispiele dieser Zeit „Die Nibelungen“ (1924) und „Metropolis“ (1927), für das Szenenbild zuständig sind in beiden Fällen Otto Hunte, Erich Kettellhut und Karl Volbrecht.

Die zentrale Bedeutung des Szenenbildes im expressionistischen Film zeigt sich beispielhaft bei Edgar G. Ulmer, der in Deutschland als Szenenbildner arbeitet und später in den USA neben der Ausführung der Bauten auch Regie führt, in „The Black Cat“ (1934). Der bekannteste “regieführende Szenenbildner“ ist wohl Paul Leni, ebenfalls erst in Deutschland und später in den USA mit „Das Wachsfigurenkabinett“ (1924).

Während der gesamten 20er Jahre geht die technische Entwicklung des Tonfilmverfahrens weiter. Der Tonfilm wird aber immer wieder abgelehnt, weil viele Filmschaffende und Kritiker der Meinung sind, dass der Stummfilm in seinen Ausdrucksmöglichkeiten künstlerisch dem Tonfilm überlegen ist.

Erst ab 1927 setzt sich der Sound als Bestandteil des Kinos durch, „The Jazz Singer“ mit der ersten Sprechrolle des Kinos wird ein überwältigender Erfolg.
Die Stummfilmära endet Anfang der 30er Jahre.

Bereits in dieser Zeit zeigt sich, dass es anscheinend zwei sich widersprechende Antriebe des Filmemachens gibt:

Auf der einen Seite die Industrie, die ein möglichst großes Publikum ansprechen will, auch über den Kinobesuch hinaus, auf der anderen Seite die Künstler, die ihren persönlichen künstlerischen Anspruch in den Vordergrund stellen.

Da das Herstellen eines Filmes unterschiedlichste Personen aus den verschiedensten Bereichen benötigt, den Künstler, den Techniker bzw. Handwerker und den Wirtschaftler, berühren sich die kommerziellen und künstlerischen Interessen immer wieder.
In der ersten Hälfte des ersten Filmjahrhunderts binden die großen Studios in Hollywood und in Europa nicht nur Produzenten, sondern auch Techniker und Kreative durch Verträge an das jeweilige Studio. Stars, Regisseure, Kameramänner, Kostümbildner und Szenenbildner sind über Jahre in fester vertraglicher Verbindung mit einer Produktionsgesellschaft und nicht als freischaffende Künstler tätig.

Der Tonfilm bringt etliche technische Veränderungen mit sich, so müssen jetzt beispielsweise die Bauten auch akustisch ausgerichtet werden. Viele Regisseure und Stars funktionieren nicht mehr in diesem veränderten Medium, ausländische Schauspieler/innen können sich durch ihre Sprachschwierigkeiten, die bisher ohne Bedeutung waren, nicht mehr in Hollywood halten.
Hollywood wird immer mehr zum absoluten Zentrum der weltweiten Filmindustrie, zur so genannten „Traumfabrik“.

Die wichtigsten Grundelemente der Filmkunst haben ihren Ursprung bereits im ersten Drittel des Jahrhunderts, die Genres, Stile und Möglichkeiten des Mediums werden technisch weiterentwickelt und den Zeitansprüchen angepasst.

Neue Gesichter und Filmstile setzen sich durch:

Marlene Dietrich spielt unter der Regie von Josef von Sternberg zuerst in Babelsberg „Der blaue Engel“ (1930), später arbeitet sie dann in Hollywood.

Der Berliner Ernst Lubitsch entwickelt die Filmoperette bzw. das Musical in Hollywood, später von Vincent Minnelli und Gorge Cukor weitergeführt. Stars sind neben der Ausstattung und später den Farbkonzepten Schauspieler wie Maurice Chevalier, Fred Astaire, Ginger Rogers, Judy Garland, Gene Kelly, Audrey Hepburn und Liza Minnelli. In Deutschland sind sie neuen Gesichter des Tonfilmes Willy Fritsch, Lilian Harvey und auch Heinz Rühmann.

In England entwickelt der deutsche Maler Hein Heckroth das tragende Produktionsdesign für die Filme vom Regie Duo Powell/Pressburger, z.B.“Die Roten Schuhe“ (1948).

Altbekannte Filmgenres werden weiterentwickelt:

Der Western, dessen größte Protagonisten John Wayne, der mit dem Regisseur John Ford zwischen 1939 und 1962 14 Kinofilm dreht, Gary Cooper, James Stewart, Henry Fonda, Gregory Peck, Burt Lancaster, Paul Newman, Kirk Douglas und später Clint Eastwood sind, zeigt unter den sich ändernden kulturpolitischen Umständen die verschiedensten „Gesichter“ – vom patriotischen Edel- bis hin zum gesellschaftskritischen Spätwestern. Ungewöhnlicherweise wird dieses uramerikanische Genre vor allem in den 60er und 70er Jahren auch in Europa kommerziell umgesetzt und zum Teil künstlerisch weiterentwickelt, am herausragendsten sind hier die Italo-Western von Sergio Leone, wie die sogenannte „Dollar-Trilogie“ (1964-1966) oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968)

Die Komödie bekommt anarchistische Züge durch die Marx Brothers. In den 30er Jahren entwickelt sich mit scharfem Witz und starken Frauenrollen die Screwball-Komödie. Vor allem das Spiel von Cary Grant und Katherine Hepburn wird hier stilprägend; mit dem großen amerikanischen Star dieser Zeit, James Stewart, erreicht der anspielungsreiche Wortwitz und das edle Ambiente 1940 einen Höhepunkt: „Die Nacht vor der Hochzeit“ (Regie: Georg Cukor).

Zur Perfektion bringt die Filmkomödie der aus Österreich stammende Regisseur und Autor Billy Wilder. „Manche mögen’s heiß“ (1959) wurde vom American Film Institute (AFI) zur besten amerikanischen Filmkomödie aller Zeiten gewählt.

Aus dem Kriminalfilm werden die Schwarze Serie und dann das Mafia-Epos. Protagonisten sind hier Edward G. Robinson, James Cagney, Paul Muni, Burt Lancaster und vor allem Humphrey Bogart. Einer der Meister der Schwarzen Serie mit ihren klaren Strukturen in manchmal verwirrenden Geschichten ist der Regisseur John Huston, z.B. mit dem Film „Die Spur des Falken“ (1941).

Harte Schwarzweiß-Kontraste der Detektiv- und Gangsterfilme der 30er bis 50er Jahre findet man auch bei Filmen von Marvin LeRoy, William Wyler, Howard Hawks und Robert Siodmak, in den 60er Jahren bei Jean-Piere Melville in Frankreich, und in den 70en belebt Francis Ford Coppola in den USA mit seiner „Der Pate“-Saga (1971-1990) das Genre.

Hier tritt auch eine neue Schauspieler-Generation auf, die bei Lee Strasberg in New York im Actors Studio ausgebildet wurde. Angeführt von Marlon Brando spielen Al Pacino, James Caan, Robert Duvall und Robert de Niro tragende Rollen im New American Cinema, z.B. Robert de Niro in “Taxi Driver“ (1975, Regie: Martin Scorsese).

Im Sciencefiction-Film können die immer weiterentwickelten technischen Möglichkeiten genutzt werden.
In den 50er Jahren wird die Angst vor einem dritten Weltkrieg und die Bedrohung von außen zum leitenden Thema. Die Hollywoodproduktionen werden zu Parabeln über den Kalten Krieg aus der Sicht der Amerikaner.
Das Filmgenie Stanley Kubrick schafft wegweisende Maßstäbe mit seinem in Londoner Studios produzierten „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1965-68).

George Lucas ist mit seiner Weltraumsaga „Krieg der Sterne“ der kommerziell erfolgreichste Regisseur (1977-2005) und Produzent neben Steven Spielberg, der eine ganze Reihe unterschiedlichster Blockbuster seit den 70er Jahren produziert.

Bis heute präsentieren große Blockbuster das Erscheinungsbild Hollywoods nach außen.
Dagegen entwickeln Autoren und Regisseure wie David Lynch eine stark vom Surrealismus beeinflusste Bildsprache.

Nicht-Hollywood-Filme haben bestenfalls einen regional begrenzten kommerziellen Erfolg, meist sind es Werke von Autorenfilmern. Diese unterschiedlichen Richtungen von Filmemachern finden vor allem beim Fachpublikum der Cineasten und auf Filmfestivals große Resonanz:
Der Neorealismus in Italien zeigt scheinbare Beiläufigkeiten des Alltags auf der Kinoleinwand. Zu den Hauptvertretern zählen neben Vittorio De Sica mit „Fahrraddiebe“ (1948), Rosselini mit „Rom, offene Stadt“ (1945) und Visconti mit „Ossessione“ (1942).

Eine Sonderstellung nimmt in Italien Federico Fellini ein. Bei seinen oft bildpoetischen Filmmärchen, wie z. B. „La Strada“ (1954) spürt man den gelernten Comiczeichner und Karikaturisten.
Der japanische Regisseur Akira Kurosawa schafft mit seinen bildgewaltigen Inszenierungen „Rashomon – das Lustwäldchen“ (1950) und „Die sieben Samurai“ (1953) auch im Westen den Durchbruch, seine Filme sind  Vorbilder für viele Western, z. B. „Die glorreichen Sieben“ (1960)

Die Nouvelle Vague, bei der die Kritiker und Filmtheoretiker die Seiten wechseln und selbst Drehbücher schreiben und Regie führen, ist eine Besonderheit in der filmgeschichtlichen Entwicklung. Ihre bekanntesten Vertreter sind in Frankreich François Truffaut, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol, Éric Rohmer, Jacques Rivette, Louis Malle und Agnès Varda.

François Truffaut war es auch der in seinem meisterhaften Interviewbuch „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ sein 50 stündiges Interview mit Alfred Hitchcock von 1962 veröffentlichte. Und damit nicht nur den Meister des Suspense Films (Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958)) mit allen seinen ca. 50 Kinofilmen seit Mitte der 20er Jahre ehrt, sondern auch die Verbindung des europäischen Kinos zu Hollywood aufzeigt.

Orson Wells, der nach seinem Debüt-Meisterwerk „Citizen Kane“ (1942), das in vielen Besten-Listen der Kinogeschichte ganz oben steht, aber kein Publikumserfolg ist, sieht in Hollywood keine künstlerische Zukunft mehr und arbeitet z.B. bei der Verfilmung von Shakespeare-Stücken in Europa.
In Europa hat der schwedische Regisseur Ingmar Bergman mit seinen manchmal mystischen Filmen und später auch Theaterstücken über die menschliche Existenz in der Gesellschaft seit dem 2. Weltkrieg eine herausgehobene Bedeutung.

Da der Kinofilm ein Massenmedium ist, eignet er sich besonders gut für Propagandazwecke, dieser Möglichkeit sind sich Regierungen jeder Zeit bewusst. Reichspropagandaminister Joseph Göbels war ein großer Förderer des deutschen Films. Künstlerisch wertvoll, aber inhaltlich mehr als bedenklich sind die präzise fotografierten Werke von Leni Riefenstahl in der Zeit des Nationalsozialismus.
Joseph Stalin fordert die Verfilmung russischer Helden und verbietet dann die Aufführung von Eisensteins „Ivan der Schreckliche“, weil er zu viele Parallelen zu seiner eigenen Person erkennt.
In Hollywood arbeiten fast alle Filmkreativen für die Kriegspropaganda. Wenn sie nicht selbst als Soldaten kämpfen, unterhalten sie die Soldaten an der Front oder drehen Pro-Kriegsfilme.

Später übernimmt das Fernsehen viele dieser propagandistischen Aufgaben.

Durch die starke Verbreitung des Fernsehens entsteht ein mächtiger Konkurrent des Kinos. Viele Fachleute sehen das Ende des Kinos gekommen, so wie ein viertel Jahrhundert vorher der Tonfilm den Stummfilm ablöste und damit eine Kunstform und Industrie auslöschte.
Aber die Kinokreativen und Produzenten erkennen ihre Möglichkeiten und drehen farbenprächtige Ausstattungsfilme in CinemaScope, was zu den größten Investitionen beim Umbau von Lichtspielhäusern seit Einführung des Tonfilms führt.

Der Historienfilm kommt wieder in Mode – „Ben Hur“ (1959) wird für die Produzenten ein großer finanzieller Erfolg. Mit elf Oscars ist er auch bei dem Academy Award der erfolgreichste Film der Geschichte.

Der britische Regisseur David Lean schafft bildgewaltige Epen, wie z. B. „Die Brücke am Kwai „ (1957), „Lawrence von Arabien“ (1962) und „Doktor Schiwago“ (1965).

In Deutschland schafft das Oberhausener Manifest von 1962, unterzeichnet u.a. von Edgar Reitz und Alexander Kluge, eine Basis für eine ganze Reihe neuer deutscher Filmemacher:

“ (…) Dieser neue Film braucht neue Freiheiten.

Freiheit von den branchenüblichen Konventionen.

Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner.

Freiheit von der Bevormundung durch Interessengruppen.
Wir haben von der Produktion des neuen deutschen Films konkrete geistige, formale und wirtschaftliche Vorstellungen.

Wir sind gemeinsam bereit, wirtschaftliche Risiken zu tragen.
Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen. (…)“

(Oberhausen, 28.2.1962)

Einige der „neuen deutschen Filme“ bekommen auch internationale Anerkennung. Die bekanntesten Autoren-Filmer der 70er Jahre in der BRD sind Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Werner Herzog und vor allem Rainer Werner Fassbinder.

Anfang der 80er Jahre verblasste die Strahlkraft des deutschen Autorenfilms wieder und große internationale Blockbuster Produktionen zogen das Publikum an.

Die Geschichte des Films ist lebendig und wird weiter fortgeschrieben

Heute kommt im Gesamtbild der Filmverwertung anderen Medien eine immer größere Bedeutung zu. Hatte das Kino als Abspiel-Ort bis Mitte des letzten Jahrhunderts noch eine Alleinstellung, so endete dieses Monopol bereits mit der rasanten Verbreitung des Fernsehens – und später kam noch die Homevideo-Industrie hinzu. Solche Veränderungen führten immer wieder zu Phasen des vermeintlichen „Kinosterbens“, aus denen sich die Kinoindustrie jedoch durch inhaltliche und technische Innovation jedes Mal retten konnte. In diesem Zusammenhang kann die Entwicklung der 3-D-Technik als weiterer Rettungsversuch angesehen werden.

Heute und in Zukunft noch im wachsenden Maße gehen von den neuen Medien wie Video on Demand im Internet nicht nur Gefahren für das herkömmliche Kino aus. Sie bedeuten auch hochspannende Möglichkeiten für den Film und seine Industrie, denn neue Medien stellen neue künstlerische und betriebswirtschaftliche Fragen, für die neue Antworten gefunden werden müssen. Die sich ständig ändernden Bedingungen, unter denen Filme produziert und rezipiert werden, machen einen zentralen Reiz dieser Kunstform aus.

Das Medium Kinofilm wird auch immer von einzelnen Erneuerern weiterentwickelt und geprägt. Was gestern Erich von Stroheim für den Film war, war möglicherweise 80 Jahre später Quentin Tarantino. Wo früher der Künstler Jean Cocteau medienübergreifend tätig war, folgte ihm mit ganz anderen Mitteln Andy Warhol.

Die gesamte Spannweite des Mediums, von ambitionierten Filmkünstlern bis zu komplexen Industrieprodukten, die in der Herstellung dreistellige Millionen-Eurobeträge kosten, wird bei einem Blick ins Kinoprogramm deutlich.
Beschäftigt sich in Frankreich Jacques Tati mit den Tücken des Alltags in einer modernen produktionsdesignten Welt, ist es in New York Woody Allen, der mit dem Großstadtleben kämpft.

Man darf gespannt sein, wie sich die Filmindustrie, die weltweite Traumfabrik, in der nächsten Zeit weiterentwickelt. Großproduktionen des früher 21. Jahrhunderts wie die „Herr der Ringe“-Trilogie 2001 bis 2003, experimentelle Blockbuster wie „Cloverfield“ 2008 oder künstlerische „Alleinstellungswerke“ wie Lars von Triers „USA-Trilogie“ ab 2003 zeigen die große Bandbreite des Kinos.

Neuste Entwicklungen sind für das Internet produzierte Filme oder Serien und so genannte Mobisodes fürs Handy.

Welche Vertriebswege auch immer gewählt werden, es geht wie seit über 125 Jahren immer noch darum, eine Geschichte in adäquaten Bildern zu erzählen, die den Zuschauer in eine von Filmemachern geschaffene Welt entführen.
Durch technische, kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts, steht die Filmindustrie an der Schwelle zu neuen Vertriebswegen und damit auch zu neuen Produktionsformaten. Daher habe ich mich entschlossen den obigen Text durch einen Epilog zu ergänzen und neue Entwicklungen einzubeziehen.

Epilog

Die Fabrik der Träume

oder:

Ein kurzer Ausblick

Abschließend muss festgehalten werden, dass sich die Filmgeschichte deutlicher als je zuvor von der alleinigen Konzentration auf das Kino entfernt. Es ist schon interessant, dass die Geschichte des Films in ihren ersten 50 Jahren ausschließlich eine Geschichte des Kinos war. In den zweiten 50 Jahren der Filmgeschichte gab es erste kleine relevante Ansätze, die nicht mehr von der klassischen Kino Auswertung abhängig waren. Und jetzt, in den dritten 50 Jahren der Filmgeschichte, entstehen Filme im wachsenden Maße unabhängig vom Kino.
Die Gegenwart ist geprägt von unzähligen Arten Filme zu sehen. Daher sollte erst einmal geklärt werden was überhaupt ein Film ist.
Film ist erst einmal nur eine Ansammlung an Bewegtbildern – nicht mehr und nicht weniger. Weder bedingt der Film-Ton, noch eine Geschichte, eine bestimmte Form oder Länge.

Von der Blockbuster Produktion über das filmische Experiment in einer Kunstausstellung bis zu Amateur Versuchen ist und bleibt alles filmische Gestaltung. Natürlich ist das meiste nicht erwähnenswert und gerät schnell wieder in Vergessenheit, wenn es überhaupt jemals im Bewusstsein einer Öffentlichkeit war.

In dem obigen Text wurde versucht wenigstens einige wesentliche filmische Eckpunkte herauszufiltern.

Und diese Eckpunkte waren bisher nahezu ausschließlich Kinofilme.

Durch die Digitalisierung der Filmtechnik ist die Filmproduktion im technischen Bereich günstiger geworden. Allerdings nur in der technischen, nicht in der gestalterischen, künstlerischen Arbeit. Der Aufwand hat sich hier nicht wesentlich verändert. Dennoch ist das Volumen an Produktionen über die letzten Jahrzehnte immer weiter gestiegen. Durch das Fernsehen, mit dem immer größer werdenden Privat-Fernsehmarkt, sowie den wachsenden Streaming Diensten und Internet Plattformen sind unterschiedliche neue Filmproduzenten entstanden. Dazu kommen unabhängige Produktionen, die ihre Projekte zuerst oft auf einem der vielen Filmfestivals veröffentlichen.

Nicht nur die steigende Anzahl an Festivals (beispielsweise mit über 30 Filmfestivals im Jahr allein in Berlin), sondern auch die steigenden Filmeinreichungen auf diesen Festivals, zeugen von einem wachsenden Produktions-Volumen. Und einem sich immer weiter aufgefächerten Filmmarkt.

Schon rund um das Jahr 2000 habe ich die Diskussion erlebt, dass durch das damals sogenannte Pay-TV ein Qualitätssprung bei den Fernsehproduktionen entstehen könnte. Das vorrangige Ziel eines Streaming Angebotes ist nicht die Platzierung von Werbung, also die Werberelevanz. Es geht vielmehr bei Abonnenten finanzierten Pay-TV bzw. Streaming Plattformen darum u.a. durch Originalität ein zahlendes Publikum zu binden. Also wird der werberelevante Zuschauer durch einen zahlenden Kunden ersetzt. Dies ist eine deutliche Parallelität zum Kino. Und das hat natürlich auch Einfluss auf die Qualität und damit auf die Filmgeschichtlich, relevanten Beispiele.

Früher hat das Kino Aufgaben übernommen, die später das Fernsehen und heute auch das Internet übernimmt. Kino-Wochenschauen waren die Nachrichtensendungen der Vor-Fernsehzeit. Das Kino war die einzige Möglichkeit Bewegtbilder aus der weiten und oft unbekannten Welt zu sehen und in diese Welten einzutauchen.

Die Entwicklung des Internets mit den entsprechenden schnellen Breitbandzugängen ist die Voraussetzung für die neuen Möglichkeiten des Zuschauens.

Reportagen, Dokumentationen, Spielfilme, Serien, Miniserien (die im Prinzip ein einige Stunden langer Spielfilm sind) Experimentelles und vieles mehr werden ununterbrochen auf den weltweiten Markt gebracht.

Die Digitalisierung ermöglicht auch einen völlig neuen Zugang auf filmgeschichtliche Perlen – auf die großen Klassiker und auf fast vergessene Geheimtipps. Gab es früher nur die Möglichkeit in wenigen ausgewählten Programmkinos oder im dem damals noch sehr begrenzten Fernsehprogramm, oft nur durch Glück, auf einen dieser Schätze zu stoßen, gibt es heute verschiedenste Möglichkeiten über den Video-on-Demand  Markt in die Filmgeschichte einzutauchen. Mit der Einführung der DVD ab den 2000er Jahre begann die Möglichkeit ein individuelles Filmarchiv aufzubauen. In den letzten Jahren wurden immer mehr Standard Werke digitalisiert und auch bereits über Jahre verschollene Filme auf diesem Weg gesichert. Nie war es so leicht, wie heute in die Filmgeschichte einzutauchen.

Während Anfang der 2000er Jahre noch das lineare Pay TV den Markt vor allem in den USA bestimmte, entstanden in den 10er und 20er Jahren unzählige nicht mehr linear sendende Streaming Dienste mit zum Teil verschiedenen Schwerpunkten und Zielpublikum. Neben den Abonnenten finanzierten Anbietern, entstanden auch Werbe finanzierte Streaming Angebote. Daneben haben herkömmliche TV Sender in den letzten Jahren ihre Mediatheken weiter aufgebaut und damit versucht sich der Zukunft eines veränderten Medien Konsums zu stellen.

Die marktbestimmenden Anbieter, mit bis zu 200 Millionen Abonnenten weltweit sind neben dem Pionier Netflix , Amazon Prime , Disney+ und Apple TV+.

In den letzten Jahren hat besonders die Qualität des seriellen Erzählens ein ganz neues Niveau erreicht.

Nach horizontaler Erzählweise (dramaturgisch in sich geschlossenen Episoden), bestimmt  die vertikale Erzählweise (Erzählbögen über mehrere Episoden oder gar mehrere Staffeln und damit Jahre) im Besonderen die Serien der Streaming Dienste.

Hier einige prägende Beispiele:

Die Sopranos (1999 bis 2007)  86 Episoden in 6 Staffeln

The Wire (2002 bis 2008) 60 Episoden in 5 Staffeln

Lost (2004 bis 2010) 121 Episoden in 6 Staffeln

Mad Men (2007 bis 2015) 92 Episoden in 7 Staffeln

Breaking Bad (2008 bis 2013) 62 Episoden in 5 Staffeln

Downton Abbey (2010 bis 2015) 52 Episoden in 6 Staffeln

Game of Thrones (2011 bis 2019) 73 Episoden in 8 Staffeln

Homeland (2011 bis 2020) 96 Episoden in 8 Staffeln

House of Cards (2013 bis 2018) 73 Episoden in 6 Staffeln

Weitere herausragende Beispiele von Video-on-Demand Produktionen sind u.a. The Crown ab 2016, Stranger Things ab 2016, The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd ab 2017 oder Big Little Lies ab 2017

Eine spezielle Form ist die Anthologieserie, die horizontal pro Staffel erzählt. Aber mit jedem neuen Jahrgang von vorne beginnt. Den verschiedenen Staffeln gleich ist oft nur eine Filmkünstlerische Haltung. Sie liegen in der Erzählweise irgendwo zwischen langen Spielfilm und seriellem Erzählen.

Hier einige Beispiele:

American Horror Story ab 2011

True Detective ab 2014

Fargo ab 2014

American Crime Story ab 2016

Währenddessen sind Miniserien, meist nach einer Staffel mit einer Handvoll Episoden abgeschlossen. Sie sind im Prinzip wie ein einiger Stunden langer, in sich geschlossener Spielfilm.

Hier einige Beispiele:

Band of Brothers (2001)

Bodygard (2018)

Patrick Melrose (2018)

Chernobyl (2019)

Unorthodox (2020)

Das Damengambit (2020)

Parallel zu den Zugriffsmöglichkeiten von Inhalten, erweitern sich auch die Varianten der Abspielgeräte. Zum klassischen Fernseher gibt es immer mehr Beamer in den heimischen Wänden – das kleine Privatkino. Immer wichtiger werden mobile Geräte, wie Laptops, Tabletcomputer oder Handys.

Kinofilmserien wie die Bond, Marvel oder DC Filme werden zu den Blockbuster Kinofilmen des frühen 21. Jahrhunderts. Waren Film Serien in der Anfangszeit des Kinos noch meist im „B Picture“ Bereich erfolgreich, sind heutige Kinofilm Serien oft der Garant für eine zuverlässige Fangemeinde, die zu jedem weiteren Teil ins Kino pilgert.

Franchisesysteme im Medienbereich sind seit den 1970er Jahren ein wachsendes Geschäft.

Filme oder Serien werden mit Büchern, Comics und Computer-Spiele sowie unterschiedlichstes Merchandising erweitert.

Film Franchisesysteme produzieren entweder für das Kino oder für den Video on Demand Markt.

Zum Beispiel:

Star Trek (ab 1965 zuerst als Fernsehproduktion und später auch als Kinofilme) oder Star Wars (zuerst als Kinofilme und später auch als Fernsehserien).

Diese in sich geschlossenen Parallelwelten sind perfekt geeignet um immer weitere Spin Off Serien zu produzieren und die so etablierte Welt weiter auszubauen.  (Beispielsweise: The Walking Dead im TV ab 2010 oder Herr der Ringe im Kino ab 2001)

Wechselwirkungen zwischen dem Kino und dem Fernsehen sind im wachsenden Maße festzustellen. Filmklassiker werden zu Serien. Beispielsweise wird aus dem Oscar prämierten Meisterwerk FARGO (1996) von Joel und Ethan Coen, die Emmy und Golden Globe ausgezeichnete meisterhafte Serie FARGO (ab 2014). Oder umgekehrt – Serien werden im Kino fortgesetzt; beispielsweise die weltweit erfolgreiche Serie Downton Abbey (2010 bis 2015) mit dem ebenso erfolgreichen ersten Kinofilm  Downton Abbey (2019).

Seit einigen Jahren produzieren bekannte Kinoregisseure  exklusiv für Streaming Dienste wie Woody Allen, Steven Spielberg, Martin Scorsese, David Fincher , Spike Lee, Ron Howard, Steven Soderbergh, Werner Herzog, Bong Joon-ho oder Charlie Kaufman.

Deutlich sieht man wie sich die verschiedenen Medien befruchten und inspirieren – trotz aller Konkurrenz und Wettbewerbsverdrängung.

Der Pop Song „Video Killed the Radio Star“ von 1979 bewahrheitete sich bis jetzt nicht. Aber die Frage bleibt bestehen ob es in der Zukunft heißen wird: „Video on Demand Killed the Cinema Star“?

Bisher hat keines der neuen Medien in den letzten hundert Jahren das Kino zerstört. Vom Radio über das Fernsehen bis zum Internet. Es waren immer nur Ergänzungen. Allerdings: Kunst ist und soll in Bewegung sein! Ebenso schreitet die technische Entwicklung weiter voran.
Und Technik ist ein wichtiger Bestandteil des Filmemachens. Es ist sogar die Voraussetzung, dass „die Bilder laufen lernen“. Wie man bereits Ende des 19. Jahrhunderts feststellte.

Virtual Reality mit technischen Möglichkeiten, von denen wir noch gar nichts ahnen können, wird ganz neue Filmerlebnisse schaffen. Seit Anbeginn der Filmgeschichte ändern sich die Filmerlebnisse für den Zuschauer fortwährend. Vom Einminütigen Stummfilm in Jahrmarktszelten vor 125 Jahren, über die Technicolor Filmen in Großraumkinos mit vielen tausend Zuschauern zum CinemaScope Erlebnis. Modernste Sound-Systeme oder 3D Techniken sollen heute neue Zuschauer gewinnen.
Die Verbindung von Spielekultur und Film lässt den Zuschauer in eine interaktive Rolle schlüpfen. Filme wie Bandersnatch (2018) aus der Black Mirror Serie sind erste Versuche den Zuschauer als aktiven und kreativen Teil zu beteiligen. Der Zuschauer entscheidet über Handlungsabläufe und greift damit in die dramaturgische Gestaltung ein.
Das Internet mit der Möglichkeit des Streamings von Filmen sowie der Vernetzung der User untereinander und mit VoD Plattformen bietet noch viele Möglichkeiten, die uns in Zukunft überraschen werden.Wobei das originäre Werk eines Künstlers oder wie beim Film einer Künstlergemeinschaft etwas Magisches sein kann. Und sich das Einlassen auf ein Kunstwerk, ein einzigartiges Erlebnis ist. Und dafür ist das Kino der perfekte Ort. Durch das gemeinsame Erleben wird auch der Akt des Zuschauens zum Ereignis.

Besonders auffällig ist dieses Live Erlebnis bei Filmfestivals. Engagierte Kinos führen Veranstaltungen zu Kinovorstellungen durch. Ebenfalls ein wachsender Erfolg sind Premium Kinos oder sogenannte Film Lounges.

Der Film wird zu einem Bestandteil eines kulturellen Gesamterlebnisses.
Es bleibt auch abzuwarten, wie die Einschnitte in die Kinolandschaft durch die COVID-19 Coronavirus-Pandemie, über die Jahre auswirken wird.
Ideen, das Kino teilweise vom wirtschaftlichen Zwängen zu lösen und in eine Förderkultur, wie es in der Theaterlandschaft üblich ist, einzubinden, sind neue Vorschläge, um die über hundert Jahre alte Kinolandschaft wenigstens in Teilen zu bewahren.

So oder so ist das Kino noch nicht tot. Die Traumfabriken – produzieren weiterhin Träume, auch für die Leinwand.