Eine Drehbuch Übung
– vom Drehbuch zum visuellen Konzept

Vom Drehbuch zum visuellen Konzept

Du hast den Auftrag, als Szenenbildner das vorliegende Filmprojekt zu betreuen.
Eben hast du das Drehbuch bekommen, und demnächst sollst du deine ersten Ideen formulieren und präsentieren.

Im Gespräch mit den anderen „Heads of Department“ (Regie, Kamera und Produktion) solltest du deine visuellen Vorstellungen so darstellen können, dass sie für deine Kollegen klar nachvollziehbar werden und ihr über ihre Umsetzung effektiv diskutieren könnt.

Bearbeitungsablauf:

  1. Lies das Drehbuch und markiere beim Lesen szenenbildrelevante Signale.
  2. Mache dir Gedanken zu einem visuell-ästhetischen Gesamtkonzept.
  3. Für die filmische Umsetzung müssen einige unterschiedliche Sets eingerichtet werden. Wähle ein Film-Motiv des Drehbuchs aus, dessen Umsetzung dich besonders reizt, und begründe kurz deine Wahl.
  4. „Skizziere“ deine ersten Ideen zur Umsetzung und entscheide dich für eine Präsentationsform. Die Darstellungsformen sind offen. Klassische Handzeichnungen oder digitale Darstellungen sind ebenso möglich wie Collagen, MOODBOARDS oder Arbeitsmodelle. Entscheidend ist die atmosphärische und inhaltliche Anschaulichkeit deiner Filmidee.

Zur Erarbeitung folgende Vorschläge bzw. Fragestellungen mit beispielhaften Antworten:

  1. Wodurch wird das Szenenbild wesentlich bestimmt?

    Dramaturgie, Genre, Figuren

  2. Triff szenenbildnerische Grundsatzentscheidungen für die Umsetzung:

    Welche Atmosphären und Stimmungen sollen transportiert werden?
    Welches Farbkonzept könnte die Geschichte unterstützen?

  3. Welche Stimmungsvorgaben macht das Drehbuch für die Umsetzung deines Motivs?

    Zufriedenheit, Spannung, Angst

  4. Mache dir Gedanken, welche Szenenbilddetails deine Ideen weiter unterstützen:

    Welche Möbel oder Lichtquellen würdest du auswählen?
    Welche Kleinrequisiten beschreiben deine Ideen?
    Welche Symbole und Zeichen transportieren deine Ideen?

  5. Notiere kurz, welcher „Gegenstand“ durch welche Beschaffenheit welche von dir gewünschte Wirkung erzielt.

    Ein Raum, Material oder Requisit suggeriert durch Enge oder Weite, kalte oder warme Farben, neuen Glanz oder abgelebte Oberflächen mit Patina Ausweglosigkeit, Nüchternheit, Gemütlichkeit.

  6. Berücksichtige auch die Umsetzung:

    Ist es für dich sinnvoller, das Set „on Location“ zu drehen, oder favorisierst du einen Studiobau?
    Ist der Kostenaufwand für deine Entscheidungen nachvollziehbar?

Zur Ergänzung:

 Was ist eigentlich ein MOODBOARD?

Die Erstellung eines Moodboard ist ein wesentlicher Schritt vom WORT zum BILD, bei der filmischen Umsetzung eines Drehbuches.
Dabei geht es um die Entwicklung der bildnerischen Atmosphäre, der Geschichte.

Die Gestaltung eines Moodboard ist aus mehreren Gründen sinnvoll:

  1. Als Erstes sollen durch die Erarbeitung von Moods, die Filmemacher selbst, eine Klarheit über die Bildgestaltung gewinnen.
  2. Darüber hinaus ist es wichtig, dass durch die emotionalen Festlegungen, alle am Projekt kreativ Arbeitenden, die gleichen Vorstellungen entwickeln.
  3. Als Letztes kann das Moodboard auch eine Präsentation des Projektes vor Produktionsbeginn unterstützen und über das Wort hinaus, die visuelle Vorstellung des Films zu veranschaulichen. Teile des Moodboard können dann auch beispielweise in der Projektmappe genutzt werden, um Unterstützer für die Umsetzung zu gewinnen.

Das Moodboard zeigt die Stimmungen entsprechend der Dramaturgie, der Drehbuchvorlage. Endgültige Festlegungen zum Set, Kostüm, Kameraeinstellungen oder Cast sind normalerweise zu diesem Zeitpunkt noch nicht getroffen, diese resultieren eher aus dem Moodboard. Gibt es schon Entscheidungen, können diese natürlich ins Moodboard eingebaut werden.

Bei dem collagenartigen Board können jegliche visuellen Elemente genutzt werden, wie z.B. Fotografien, Filmstandbilder, Zeichnungen, Malereien, sowie Materialproben.

Schwerpunkte des Moodboard sollten unter Anderen auf die Farbgestaltung, die Raumgefühle, die Materialbeschaffenheiten, aber auch auf wichtige Details gelegt werden.

Wichtig ist das der Rhythmus und die STIMMUNGEN, des Films transportiert werden.

Moodboards können auch schon in vor der Fertigstellung eines Drehbuchs frühzeitig genutzt werden. Allerdings sollten dramaturgische Grundideen in einem Exposé oder Treatment vorhanden sein.

Moodboards werden auch oft im Modebereich, der Werbung oder im Design genutzt.